Üppige Beerenfrucht, dominante Eichenfassaromen, weiche Gerbstoffe und viel Alkohol sind typisch für viele spanische Rotweine aus der Industrieretorte, die kellertechnisch auf dicke Hose getrimmt werden müssen, weil sie sonst nichts zu bieten hätten. Das kleine, katalonische Weingut Montrubí geht einen anderen Weg. Es praktiziert einen authentischen, traditionellen Weinstil, wie er vor der Einführung moderner, önologischer Verfahren Normalität war, auch in Spanien.
Vor ein paar Jahren übernahm ein junges, weltoffenes Team die Verantwortung auf Montrubí, stellte sogleich um auf biologisch-biodynamischen Weinbau, begann mit vollständig manueller Weinbereitung, schonender Extraktion, spontaner Vergärung und wagte Experimente mit Betongefäßen, Amphoren und minimalistischer Schwefelung. Das schafft Aufmerksamkeit, muss aber nicht zwangsläufig zu bemerkenswerten Ergebnissen führen, dachten wir vor der ersten Verkostung. Aber dann rissen uns diese Weine förmlich vom Hocker, weil sie so ganz anders waren, als wir erwartet hatten: frisch, schlank und präzise, ein einziger betörender Trinkfluss in weiß, rosé oder rot. Am Gaumen spiegelt sich die Höhenlage der Rebflächen (500-800m ü. NN), die langsame Reife der Trauben, ganz ungeschminkt wider. Ist ein Wein mal beerig fruchtig, dann hat er immer eine lebendige Säure und einen kühlen, mineralischen Kern, der Lust macht auf ein nächstes Glas. Nichts fehlt, nichts ist zu viel. Was für ein erfrischend anderes, traditionelles und gleichzeitig junges, visionäres Spanien.
- Öko-Zertifizierung
- ES-ECO-019