Wohl kaum ein Thema hat in den letzten Jahren in der Weinwelt für so viele Diskussionen gesorgt, wie die Naturweine. Eine offizielle, allgemeingültige Definition oder gar eine gesetzliche Vorgabe, was genau unter Begriffen wie Naturwein, Vin Naturel, Natural Wine oder Vin Vivant zu verstehen ist, gibt es bislang nicht. Im Englischen gibt es die Begriffe der „low-intervention-wines“ bzw. der „no-intervention-wines“, die den Kern der Frage ziemlich genau treffen: Eine griffige deutsche Übersetzung der beiden Begriffe in einem Wort ist schwierig – gemeint sind damit naturbelassene Weine, die mit möglichst wenig bzw. im Idealfall ohne jegliche Eingriffe im Keller enstehen.
Wir verstehen als Naturweine Weine, die aus biologischem oder biodynamischem Anbau stammen (auch wenn sie nicht zwingend zertifiziert sein müssen, bzw. die Zertifizierung nicht unbedingt auf der Flasche ausgewiesen wird) und nach dem Prinzip des „Nichts rein, nichts raus“ erzeugt wurden. Weine also, die mit natürlichen Hefen spontan vergoren wurden, denen kein Zucker zugesetzt und die auch nicht entsäuert werden, ungeschönt und unfiltrtiert sind und ohne Additive, Enzyme, mit einer möglichst geringen Schwefelung oder oft auch ohne zugesetzten Schwefel hergestellt werden. Weine, „made from grapes“, die tatsächlich nur aus dem Saft der Trauben bestehen. Und sonst nichts.
Die große Herausforderung für die Winzer liegt im Weinberg: Nur mit perfekt gesundem Lesegut kann gänzlich ohne die Sicherheiten und die Hintertürchen, die die moderne Önologie bereithält, ausgewogener und stabiler Wein erzeugt werden - eine Herausforderung, die nicht jeder Winzer meistert. Oder, wie es ein biodynamisch arbeitender Pfälzer Winzer treffend feststellt: „Das Sujet Naturwein ist ein weites Feld ohne sicheren Pfad zum Ziel, sowohl für die Macher als auch für die Weingenießer."
Deshalb ist auch bei weitem nicht alles, was als Naturwein bezeichnet wird, gelungen, manchmal finden sich in den Weinen auch Weinfehler, die einen unbeschwerten Genuss verhindern. Im besten Fall erschließen sich bei den Naturweinen aber völlig neue Geschmacksdimensionen, im besten Fall handelt es sich um hochindividuelle Weine, die unglaublich viel Trinkspaß bieten und hervorragende Speisenbegleiter sein können. Weine, die der absolute Gegenentwurf zu in industriellem Maßstab hergestellten, gesichts- und identitätslosen Massenweinen sind. Wir haben diese Weine besonders sorgfältig verkostet und stellen Ihnen hier eine kleine, spannende Auswahl vor.
Naturweine
ohne zugesetzten Schwefel
In der ersten Gruppe haben wir Weine zusammengestellt, die ohne jede Schwefelzugabe erzeugt werden, die also nur ihren natürlich vorkommenden Schwefelgehalt aufweisen.
Naturweine
mit minimaler Schwefelung
In der zweiten Gruppe gelten die gleichen grundlegenden Kriterien für die Weine wie in der ersten Gruppe, aber hier haben sich die Winzer entschieden, zumindest eine möglichst geringe Menge an Schwefel bei der Weinbereitung, oft direkt vor der Abfüllung, einzusetzen.